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Industriekultur

Unsere Wurzeln: Industriekultur erzählt Geschichte

Fassade des Industriemuseums Chemnitz © Industriemuseum Chemnitz

Wirtschaftliche Prosperität war immer die Basis des Kulturlandes Sachsen. Daher versteht sich der Freistaat auch als ein Kultur- und Industrieland – die Industriekultur ist Teil der sächsischen Kultur und Identität. Aus einer seit dem späten Mittelalter dicht gewachsenen und bereits frühzeitig in den globalen Warenaustausch eingebundenen Gewerbelandschaft entwickelte sich Sachsen im 19. Jahrhundert zu einem Kernland der von Europa ausgehenden Industrialisierung. Mit seiner technisch und kulturell gebildeten Bevölkerung, seinen vielfältigen kleinen und mittleren Unternehmen und als Absatzmarkt war Sachsen immer ein attraktiver Wirtschaftsstandort, der Unternehmer, Unternehmensgründer und Arbeitssuchende anzog.

Die montane Kulturlandschaft des Erzgebirges, Industrielandschaften in den Flusstälern des Erzgebirgsvorlandes oder in der Lausitz und dem Vogtland, Industrieorte und -städte, aber auch die durch Agrarwirtschaft und Rohstoffabbau – insbesondere von Braunkohlen und Uran – entstandenen Industrielandschaften sind Ergebnisse einer bis in die Reformationszeit zurückgehenden Gewerbe- und Industriegeschichte. Auch die sprichwörtliche sächsische »Fischelanz«, die Adaptions-, Innovations- und Kooperationsfähigkeit, sowie eine grundsätzlich positive Einstellung und Aufgeschlossenheit gegenüber industriellem Fortschritt sind Ausdruck einer ganz besonderen gesellschaftlichen Prägung. 2019 wurde die Montanregion Erzgebirge zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. 

Zahlreiche historische Industriebauten sind sichtbarstes Zeugnis für Fleiß und Arbeit der hier lebenden Menschen. So prägen bis heute die oft eindrucksvollen Fabrikgebäude des 19. und frühen 20. Jahrhunderts – aber eben auch Technische Denkmale aus der vorindustriellen Zeit – das Bild der Regionen und Städte im Land und sind Teil der regionalen Identität. Eine Vielzahl von Museen, Vereinen und Initiativen bewahren und vermitteln das industriekulturelle Erbe im Freistaat. Als traditionelle Exportregion ist Sachsen vom globalen Austausch, vom freien Wettbewerb und nicht zuletzt von einem friedlichen Miteinander abhängig. Seine historische Entwicklung, sein industriekulturelles Erbe und der hier geleistete Beitrag für die Entwicklung des Industriezeitalters machen Sachsen zu einer zentralen Region der europäischen Industriekultur.

Das große Thema Industriekultur, das alle Facetten unseres Lebens prägt und auch auf die Zukunft der Industrie ausstrahlt, ist Thema der 4. Sächsischen Landesausstellung, die vom 11. Juli bis zum 1. November 2020 stattfand. Die Ausstellung zeigte, wie die industrielle Entwicklung die Identität, den Wohlstand, das Zusammenleben im heutigen Sachsen beeinflusst hat. Einen besonderen Wert legte die Ausstellung auf den weltoffenen Handels- und Ideenaustausch. Die zentrale Leitausstellung zur Landesausstellung wurde ergänzt von branchenspezifischen Ausstellungen zur Industriekultur an sechs weiteren Museen in Sachsen, die authentische Schauplätze der Industriekultur sind. Die Zentralausstellung hat sich mit den tiefgreifenden technischen, gesellschaftlichen und sozialen Änderungen beschäftigt, die die Industrialisierung seit Anfang des 19. Jahrhunderts für die Menschen und ihr Zusammenleben bewirkt hat. Sie nahm Bezug auf Grundfragen des Lebens in der Moderne, im Industriezeitalter, auf das Verhältnis des Menschen zur Natur, zur Technik und zur Wissenschaft. Träger der Landesausstellung war das Deutsche Hygiene-Museum Dresden.

Zu einem Streifzug durch 220 Jahre sächsische Industriegeschichte lädt das Sächsische Industriemuseum Chemnitz schon heute ein. Es ist Teil des vom Freistaat geförderten Zweckverbandes Sächsisches Industriemuseum, der sich der Erforschung und Darstellung der sächsischen Industrie-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte als wichtige Aspekte von Historie und Tradition des Landes widmet. Zum Zweckverband gehören neben dem Industriemuseum auch die Tuchfabrik Gebrüder Pfau Crimmitschau, das Besucherbergwerk/Mineralogische Museum Zinngrube Ehrenfriedersdorf und die Energiefabrik Knappenrode. Das Industriemuseum ist eine wichtige Station auf der »Route der Industriekultur in Sachsen«, zu der über 50 Zeugen des Industriezeitalters bis 1945 gehören.

Industriekultur findet ihren Ausdruck in Sachzeugnissen und Denkmalen, in Landschaften und Stadtarchitektur, aber auch in Wissen, sozialen Prägungen und Mentalitäten. Um die sächsische Industriekultur zu pflegen und weiterzuentwickeln, hat das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus die Koordinierungsstelle Industriekultur eingerichtet, die bei der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen angesiedelt ist. Über deren Informations- und Kommunikationsplattform wird das landesweite Netzwerk Industriekultur aufgebaut und gepflegt.

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