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Vogtland-Zwickau

Foto: Zwickau, Mariendom und eine Dachterrasse.
Mariendom  © Stephan Floss

Weltweit schwören Musiker auf das handwerkliche Geschick, mit dem im vogtländischen »Musikwinkel« alles gefertigt wird, was sich blasen, zupfen, schlagen und streichen lässt. Doch im »Musikwinkel« wird nicht nur eine jahrhundertealte Tradition des Instrumentenbaus gepflegt, sondern auch hochklassig musiziert. Internationale Musikwettbewerbe locken talentierte Nachwuchsmusiker und Musikbegeisterte gleichermaßen. Und auch Technikbegeisterte kommen im Kulturraum Vogtland-Zwickau auf ihre Kosten. In Zwickau widmet sich das August Horch-Museum im ehemaligen Audi-Werk dem Wirken des Automobil-Pioniers und der Geschichte sächsischer Automobilbaukunst vom Horch bis zum Trabant.

Foto des Geigenbaumeisters bei der Arbeit.
Geigenbaumeister Stefan Kreul bei der Arbeit  © Danny Otto, Musicon Valley 2011

Nirgendwo sonst gibt es so viele ausgezeichnete Meister des Musikinstrumentenbaus wie in der Region um Markneukirchen und Klingenthal. Seit über 300 Jahren tüfteln die Menschen aus dieser Region daran, klang- und formschöne Musikinstrumente mit viel Liebe zum Detail herzustellen. In der Blütezeit vor 100 Jahren stammten vier von fünf Orchesterinstrumenten aus den Werkstuben des Musikwinkels. Heute präsentieren sich die Instrumentenbauer international unter ihrer Qualitätsmarke »Musicon Valley« und liefern in die gesamte Welt.

Die Tradition des Musikinstrumentenbaus basiert auf dem Wissen böhmischer Exulanten, die den Geigen- und Harmonikabau einführten. Bereits 1677 schlossen sich zwölf Meister des Geigenbaus in Markneukirchen zu einer Innung zusammen, was als die Geburtsstunde des Musikinstrumentenbaus im Vogtland gilt. Weitere Handwerker des Gitarren-, Zither- sowie Holzblasinstrumentenbaus siedelten sich in und um Markneukirchen an, so dass die Stadt Anfang des 18. Jahrhunderts nahezu die gesamte Palette klassischer Orchesterinstrumente fertigte und vertrieb.

Ab 1829 fand auch die Herstellung von Mundharmonikas Eingang in das handwerkliche Repertoire der Baumeister. Binnen zehn Jahren wurde die Mundharmonika der Hauptartikel der Produktion in Klingenthal. Wenig später etablierte sich auch der Bau von Handharmonikas, sprich Akkordeons. Als die Stadt um 1840 und in den folgenden Jahrzehnten den Weltmarkt dominierte, wurden rund 214.500 Handharmonikas pro Jahr gebaut. In Klingenthal befindet sich noch heute die älteste Akkordeonmanufaktur der Welt.

Natürlich wird im vogtländischen Musikwinkel auch musiziert. So treffen sich bei den jährlich stattfindenden internationalen Musikwettbewerben junge Instrumentalisten aus der ganzen Welt und erleben die einmalige Atmosphäre des Instrumentenbaus hautnah.

Foto: Instrumental-Wettbewerb Markneukirchen. © Ellen Liebner

Der Internationale Instrumentalwettbewerb Markneukirchen blickt auf eine über 50-jährige Tradition und Nachwuchsförderung zurück. Im jährlichen Wechsel zwischen Streich- und Blasinstrumenten (jeweils zwei Instrumente) messen sich junge Musiker bei diesem bedeutsamen Wettbewerb. Auf hohem künstlerischen Niveau und von der Fachwelt als bedeutsames Ereignis angesehen, sind vordere Plätze für die Teilnehmer ein Gütesiegel und fast immer der Sprung zur internationalen Karriere.

Ebenso traditionsreich ist der Internationale Akkordeonwettbewerb Klingenthal. Begleitet von einem hochkarätigen Rahmenprogramm gilt er als einer der weltweit renommiertesten Wettbewerbe. Für viele meisterhafte Akkordeonisten ist der Wettbewerb und ein Sieg der Anfang zum weltweiten Erfolg. Weltstars der internationalen Akkordeon- und Bandoneonszene geben sich hier die Klinke in die Hand und Einblick in die Vielfältigkeit ihrer Szene. Mit Spitzenkonzerten ziehen sie ein Publikum aus ganz Europa in ihren Bann.

Die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach wurde im Jahre 1992 in einer länderübergreifenden Fusion der Freistaaten Sachsen und Thüringen, des Landkreises Greiz, des Vogtlandkreises sowie der Städte Greiz und Reichenbach gegründet. Hauptspielstätte des Orchesters ist das Neuberin-Haus in Reichenbach, in der das Orchester die jahrhundertelange Orchestertradition der Musikregion Vogtland pflegt. Neben klassischen Sinfoniekonzerten schafft das Orchester den Spagat zwischen Tradition und Moderne mit Aufführungen wie »Philharmonic Rock« oder »Sound of Hollywood«.

Das Neuberin-Haus in Reichenbach ist Kunst- und Kulturhaus, das für bis zu 50.000 Besucher Platz bietet und jährlich etwa vier bis fünf Kunstausstellungen im Foyer zeigt. Der Name der Kulturstätte geht auf Friederike Caroline Neuber zurück, die 1725 ihre eigene Theatertruppe gründete, mit der sie in ganz Europa berühmt wurde. Nach den Vorbildern der französischen Schauspielkunst schlüpfte sie selbst in Rollen von der Soubrette bis zur Heroine. In Zusammenarbeit mit Gottsched setzte sie im deutschen Theater den hohen Stil des französischen Dramas durch und prägte damit die deutsche Theatergeschichte. Die Einrichtung wird durch den Kulturraum Vogtland und den Vogtlandkreis gefördert.

Foto: ein roter, ein weißer und ein grüner Trabant.
Einblick in das August Horch Museum Zwickau  © Stephan Floss

Prachtstücke sächsischer Automobilbaukunst, wie den Horch Phaeton aus dem Jahr 1911, präsentiert das August Horch Museum Zwickau. Über Jahrzehnte war die Stadt Wirkungsstätte des Automobilherstellers. Im Herzen des alten Audi-Werkes, dem Ursprung großer Automobilhistorie, ist die legendäre Geschichte und Entwicklung von Horch über Audi bis hin zum Trabant hautnah zu erleben. Das Museum, zu dem das ehemalige Kontorgebäude und die Horch-Villa gehören, vermittelt unter dem Motto »Sehen, Fühlen, Hören und Riechen« auf insgesamt 3.000 Quadratmetern den Pioniergeist und Erfindungsreichtum der über 100-jährigen Automobilbautradition. So entführen ein nachgebildeter historischer Straßenzug und verschiedene Szenarien aus den 1930er oder 1950er Jahren in vergangene Zeiten. Insgesamt 70 Großexponate und Prachtstücke sächsischer Automobilbaukunst  oder auch die eleganten Horch Luxus-Modelle sowie Audi und Wanderer Wagen lassen das Herz von Automobil- und Technikbegeisterten höher schlagen lassen. In der Horch-Villa finden sich die Besucher in die Zeit des Lebens und Wirkens eines der größten Automobilbau-Pioniere der deutschen Geschichte zurückversetzt.

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